Erfahrungsbericht von Markus Bauer

Aus CK-Wissen
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Hier geht es um die Krankheit Clusterkopfschmerz, genauer gesagt, es geht darum, diesen fürchterlichen Schmerzen Einhalt zu gebieten und Schmerzepisoden durch strikte Einhaltung einer Entschlackungsdiät zu lindern und eventuell vorzeitig abzubrechen oder noch besser, durch eine Ernährungsumstellung gar nicht erst entstehen zu lassen.

Erkenntnisse

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Meine letzte Schmerz-Episode, die ich anscheinend durch eine Umstellung auf meine frühere Ernährungsweise ausgelöst habe und die am 17.12.06 mit einer ersten richtigen Attacke begonnen hat, ist nun schon einige Zeit vorüber. Ich habe während der Episode einiges ausprobiert,

und ich bin zu einigen Erkenntnissen gekommen (diese gelten nur für mich, ich weiß nicht, ob das auch bei anderen funktioniert). Ich habe alles, was ich in dieser Zeit zu mir genommen habe, niedergeschrieben, ebenso alle Arten von Attacken, deswegen kann ich mittlerweile einige Schlüsse daraus ziehen.

Ich hatte die ersten Tage dieser Episode (bis zum 28.12.) versucht, mich nur von Kartoffelgerichten zu ernähren, wodurch ich es zwar anscheinend geschafft habe, die Attacken auf ca. eine pro Tag zu reduzieren und die Attackenstärke zu mindern. Es zeigte sich, dass die Attacken häufiger und stärker wurden, sobald ich mich mal nicht nur von Kartoffelgerichten ernährte. Am Heiligen Abend zum Beispiel trank ich ein Glas Rotwein, das hatte gleich 3 Attacken in der darauffolgenden Nacht zur Folge. Am zweiten Weihnachtsfeiertag war ich zum Weihnachtsessen bei meinen Schwiegereltern in Spe eingeladen, das löste auch einige Attacken aus, vor allem, weil ich dann am darauffolgenden Tag versucht habe, mit einer Art Misch-Ernährung das ganze in den Griff zu bekommen (Mittags Kartoffeln, Abends Nudeln, Tomatensoße mit Zwiebeln, Käse, Oliven, angemachten Wirsing usw..

Das mit den Kartoffeln hat zwar halbwegs funktioniert, die Häufigkeit und Stärke der Attacken ist immer zurückgegangen, wenn ich mich ein paar Tage daran hielt, aber ich habe es damit nicht geschafft, den Attacken komplett Einhalt zu gebieten.

Am 29.12. hörte ich dann auf den Rat meiner Lebensgefährtin und stellte meine Ernährung auf die Lebensmittel um, mit denen ich damals nach meiner Scheidung abgenommen hatte und dadurch lange Zeit episodenfrei geblieben bin - auf Nudeln mit Pesto. Das hatte erstmal den Effekt, daß ich vom 29.12. bis zum 31.01. nur 3 noch ganz leichte Attacken hatte, sonst nur Phantomattacken bzw. Beinahe-Attacken. Am 31.01. hatte ich den ganzen Tag einen richtigen "Brummschädel", d. h. ich hatte leichte Spannungskopfschmerzen verteilt über den ganzen Kopf, was aber nicht weiter schlimm war. Ich war im Gegenteil eher erleichtert, weil der Cluster weg war.

Am Abend dieses Tages, es war ja schließlich Silvester, machte ich allerdings einen Fehler: Ich ging mit einem Freund und mit meiner Lebensgefährtin aus. Ich trank zwar keinen Alkohol und habe nichts mehr gegessen, aber ich hielt mich in einigen verrauchten Kneipen und Diskotheken auf und blieb bis früh um 3 Uhr weg. Das brachte anscheinend das ohnehin labile Gleichgewicht meines Körpers total durcheinander und der bedankte sich dann gleich am 01.01. mit einer ersten leichten Attacke. Es folgten an diesem Tag und an den darauffolgenden noch weitere Attacken. Ich dachte natürlich, die Nudeln mit Pesto sind schuld und stellte wieder komplett auf Kartoffeln um.

Dadurch wurden es zwar weniger Attacken und sie waren auch viel leichter, aber sonst änderte sich leider nichts. Am 06.01. versuchte ich es nocheinmal, diesmal Salzkartoffeln kombiniert mit Nudeln mit Pesto. Am 08.01. hatte ich dann wieder diesen komischen "Brummschädel", also leichte Spannungskopfschmerzen über den ganzen Kopf verteilt, aber keinen Cluster mehr. Der Cluster war einige Tage wie weggeblasen, am 13.01. wurde ich dann übermütig und aß an einer Raststätte Nudeln mit Tomatensoße und abends einen Salat mit Essig und Öl. Außerdem musste ich an diesem Abend zur Geburtstagsfeier eines Freundes, die in einer total verrauchten Garage stattfand. Dadurch kam der Cluster am nächsten Morgen kurz mit einer Attacke wieder zurück, ich behielt die Ernährung mit Salzkartoffeln und Nudeln mit Pesto aber bei und nach einem weiteren Tag mit "Brummschädel" war er wieder wie weggeblasen.

Das blieb so bis zum 24.01.07. Ich bin wieder übermütig geworden, dachte, die Episode sei jetzt vorbei, nach 11 Tagen ohne Cluster. Leider habe ich mich getäuscht. Am 24.01. aß ich zum Frühstück einige Vollkornbrötchen mit Frischkäse und Kräuterquark. Mittags dann Spaghetti mit Pesto und abends Spaghetti mit Zwiebel-Tomatensoße im Restaurant. Am Morgen des 25.01. bedankte sich der Cluster gleich mit einer leichten Attacke. Ich stellte sofort wieder auf die gewohnten Salzkartoffeln und Nudeln mit Pesto um. Am 26.01. hatte ich dann nochmal morgens eine Attacke, aber das war's dann. Gestern hatte ich dann den halben Tag lang den ja mittlerweile bekannten "Brummschädel", was anscheinend immer ein Zeichen dafür ist, daß der Cluster sich verzieht. Seit dem 26.01. morgens keine Attacke mehr, nur noch Phantom- und Beinahe-Attacken.

Tja, was soll man dazu noch sagen. Ich kann nur dazu sagen, daß ich anscheinend einen Weg FÜR MICH gefunden habe, wie ich die Attacken ausschalten kann. Es ist mir ja nicht nur einmal gelungen, sondern innerhalb weniger Wochen gleich VIERMAL, deshalb glaube ich, daß mir das auch nächstes mal helfen wird, sollte ich mal wieder über die Strenge schlagen. Gesund ist so eine Ernährung auf Dauer sicher nicht, ich sehne mich, ehrlich gesagt, danach, wieder mal was richtiges essen zu können. Ich empfehle hier auch keinem, das nachzumachen. Ich mache das nur, weil ich keine Schmerzen haben will.

Es gibt mit Sicherheit jetzt einige Leute, die sagen: "Moment, Nudeln sind doch laut der Säuretabellen Säurebildner und eigentlich nicht für eine basische Ernährung geeignet!" Tja, was soll ich machen, anscheinend hilft mir das mit meinem Cluster. Ich kann da wirklich nur für mich sprechen. Die reine basische Diät hat mir zwar geholfen, die Attackenstärke und -häufigkeit zu reduzieren, aber sie hat leider nicht geholfen, die Attacken zu verhindern.

Warum das mit den Nudeln bei mir funktioniert, weiß ich nicht. Vielleicht hat es was mit der Theorie von dem Heilpraktiker Hans-Heinrich Jörgensen zu tun. Der hat mal in einem seiner Vorträge gesagt, daß es ein Irrtum ist, zu glauben, daß Getreide säuert. Nach der Umstellung auf getreidehaltige Kost steigt der Säuregehalt im ausgeschiedenen Urin an, das liegt aber nicht daran, daß Getreide säuert, sondern im Gegenteil, getreidehaltige Kost schafft es irgendwie durch das enthaltene Kalium die Säuren, die im intrazellulären Bereich gebunden sind, herauszuwaschen.

Zitat Jörgensen: "Wenn intrazellulär übersäuerte Kaliummangel-Patienten auf Getreide-Ernährung umgestellt werden, dann wird die Säure ausgetrieben. Der Urin wird sauer, aber nicht etwa, weil Getreide säuert, sondern weil es entsäuert. So schnell ziehen wir falsche Schlüsse aus richtigen Beobachtungen."

Hier kann der gesamte Vortrag nachgelesen werden: http://www.nam.de/kalmiss.htm

Anscheinend funktioniert es bei mir, wenn ich die "normale" Säure mit Kartoffeln austreibe und die intrazellulär gebundene Säure mit Nudeln. Ob das aber der einzige Grund ist, weiß ich nicht.

Ich habe auch die Vermutung, daß es bei mir etwas zu tun hat mit Zigarettenrauch und mit unregelmäßigem Lebenswandel. Sobald ich ausgegangen bin und mich in Lokalen aufgehalten habe, wo ich kaum die Hand vor Augen gesehen habe vor lauter Rauch und auch etwas spät ins Bett gekommen bin, kamen einige Attacken "zur Strafe". Sowas werde ich in Zukunft, solange die Episode andauert, auf jeden Fall vermeiden.

Das Problem ist, daß ich an meiner Arbeitsstelle seit Ende November in ein neues Büro ziehen musste. Dieses hat anscheinend über die Belüftungsanlage eine direkte Verbindung zur Raucher-Kantine nebenan, weswegen es nun jeden Tag von 11:30 bis ca. 14:00 in meinem Büro leicht nach Zigarettenrauch riecht, der Cluster meldet sich um diese Zeit dann auch, allerdings kommt es nie zu einer Attacke, ich spüre dann nur, daß er noch da ist. Vielleicht hat das auch etwas damit zu tun, daß diese Episode überhaupt erst angefangen hat (das Datum stimmt halbwegs) und daß sie einfach nicht enden will..

Was ich übrigens noch erwähnen wollte: Ich trinke jeden Tag ca. 1,5 bis 3 Liter Wasser ohne Kohlensäure. Das ist, glaube ich, sehr wichtig, damit das mit dem Ausschwemmen funktioniert. Außerdem gab es zum Frühstück immer nur Obst (hauptsächlich Äpfel).

Worum geht es hier?

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Hier geht es um Schmerzen. Schlimme Schmerzen. Vielleicht die schlimmsten neurologischen Schmerzen, die es überhaupt gibt. Den sogenannten CLUSTERKOPFSCHMERZ. Seine Ursache ist unbekannt und er ist unheilbar.

Seiten zum Thema Cluster gibt es genug, aber ich habe bisher wenige Seiten gefunden, die den Clusterkopfschmerz mit der täglichen Ernährung in Verbindung bringen. Es werden immer nur Medikamente empfohlen und es wird von Triggern gesprochen, die man während einer Clusterepisode vermeiden sollte. Daß das Thema Ernährung und Cluster aber viel intensiver behandelt werden sollte, habe ich quasi durch Zufall an mir selbst herausgefunden, deshalb war es mir ein Bedürfnis, mich mit den Aspekten der Ernährung in Bezug auf den Clusterkopfschmerz zu beschäftigen.

Ich beschreibe hier meine persönlichen Erfahrungen mit dem Cluster und die Linderung, die mir meine Ernährungsumstellung gebracht hat. Ich will einfach nur einige Menschen davor bewahren, dasselbe durchzumachen, was ich durchmachen mußte. Ich möchte zeigen, daß es möglich ist, eine Episode durch eine ein- bis zweiwöchige Entschlackungsdiät abzuschwächen bzw. zu beenden, und danach die Häufigkeit und Intensität der Clusterepisoden durch eine gezielte Ernährungsumstellung auf eine mäßige Mischkost mit vorwiegend basischen Lebensmitteln zu verringern.

Mir ist klar, daß das ganze natürlich nicht bei jedem funktionieren wird, aber eine Ernährungsumstellung tut normalerweise niemandem weh und wenn es nicht funktionieren sollte, dann wiegt man zumindest ein paar Kilo weniger. Außerdem ist mir persönlich kein Fall aus den einschlägigen Internet-Foren bekannt, wo jemand diese Diät ernsthaft ausprobiert hat, und diese völlig wirkungslos geblieben ist.

Die Vorteile dieser Methode, gegen den Cluster zu kämpfen, liegen auf der Hand:

  • man muß keinerlei Medikamente schlucken, um ein Resultat zu erzielen, wie bei anderen angeblichen Wundermitteln gegen den Cluster (gut für Gesundheit und Geldbeutel)
  • man ernährt sich vorwiegend basisch, mit wenig Fleisch usw. (auch gut für Gesundheit und Geldbeutel)
  • Jede Attacke, die dadurch verhindert, oder abgeschwächt wird, ist es definitiv wert

Jeder kann es ausprobieren, er muß sich nur während seiner Episode eine oder zwei Wochen vorwiegend basisch ernähren und nur noch Wasser (2-3l/Tag ohne Kohlensäure) trinken, er wird das Resultat spüren! Ich selbst empfehle für eine Entschlackungsdiät hauptsächlich Kartoffeln, Blattsalate, Äpfel, usw.

Wenn die Episode dann vorbei ist, muß man zu einer mäßigen Mischkost zurückkehren, bei der die genannten Gemüsesorten ebenfalls eine tragende Rolle spielen sollten, um den Säurespiegel möglichst gering zu halten. Man kann beispielsweise ruhig mal ein kleines Steak verzehren, sollte aber immer daran denken, als Beilage viel Kartoffeln und Blattsalat zu essen. Viel Wasser trinken ist weiterhin sehr wichtig!

Ich bin der festen Überzeugung, daß meine Ernährungsumstellung und die bewußte Vermeidung von Lebensmitteln, die eine Übersäuerung meines Körpers herbeigeführt hatten, zu einer Linderung meiner Krankheit geführt haben. Ich behaupte nicht, daß ich geheilt bin, sobald ich mich wieder so ernähre, wie vor meiner Ernährungsumstellung, kommt der Cluster zurück, diese Erfahrung habe ich Dezember 2006 gemacht.

ACHTUNG!

Es wird nicht bei jedem funktionieren und es kann sein, daß es nicht bei Ihnen funktionieren wird, aber es ist einen Versuch wert, oder nicht? Außerdem: Es kostet nichts! Denken Sie daran, Ihren Arzt zu konsultieren, bevor Sie sich irgendeiner "Eigenbehandlung" unterziehen! Die Einnahme von Medikamenten und die Befolgung von Ernährungstipps, die von mir hier angesprochen werden, sind immer unbedingt mit dem behandelnden Arzt abzusprechen!

Mein Anliegen

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Es ist nicht vorwiegend die Episodenfreiheit, die man eventuell mit einer Ernährungsumstellung erreichen kann. Daß man durch eine vorwiegend basische Ernährung vielleicht komplett episodenfrei bleiben kann, ist zweitrangig. Die meisten Menschen werden es sowieso nicht schaffen, so streng auf ihre Ernährung zu achten, da mache ich mir keine Illusionen.

Wichtiger ist, finde ich, daß einem durch die sogenannte "Entschlackungsdiät" (und eventuell auch durch das sogenannte "Wasser-Verfahren") probate Mittel zur Verfügung stehen, mit dem man vielleicht eine entstehende Episode beenden oder zumindest die Attackenhäufigkeit und -stärke verringern kann. Sobald man merkt, daß wieder eine Schmerzepisode beginnt, stellt man einfach mal für einige Tage seine Ernährung komplett auf basische Lebensmittel wie Kartoffeln, Blattsalate, Äpfel usw. um und trinkt nur noch Wasser.

Das ganze kostet nichts (nur einen starken Willen), ist normalerweise nicht ungesund (solange man danach wieder zu einer mäßigen Mischkost zurückkehrt) und was meiner Meinung nach das Beste ist:

Es gibt einem die Macht über den Cluster. Man kann den Cluster zwar damit nicht heilen, man kann aber selbst beeinflussen, wie lange eine Episode dauern und wie stark sie ausfallen soll. Und wenn man auf eine ständige, überwiegend basische Ernährung umstellt, kann man anscheinend sogar komplett episodenfrei bleiben (klappt ja bei Herrn Renneberg und auch bei einigen anderen).

Ich kann natürlich nicht garantieren, daß diese Methode bei jedem funktioniert, aber wie gesagt, ausprobieren kostet nichts. Wenn es jemand versuchen sollte, dann aber bitte ernsthaft. Vor allem, wenn jemand mit der Entschlackungsdiät seine Episode abbrechen möchte, ist es wichtig, daß derjenige dann auch wirklich nur basische Lebensmittel zu sich nimmt. Es nützt nichts, einen Brocken Fleisch mit einer Kartoffel zu kombinieren oder ab sofort die Currywurst mit Pommes statt mit Brötchen zu essen. Dann braucht man sich wirklich nicht wundern, wenn es nicht funktionieren sollte.

Was ist Cluster?

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Der umgangssprachliche Name "Clusterkopfschmerz" ist leider falsch gewählt und führt zu der irrigen Annahme, man hätte es mit normalen Kopfschmerzen zu tun. Das führt im täglichen Leben zu vielen Mißverständnissen und löst bei vielen Mitmenschen Unverständnis und Mißtrauen aus. Man hört viel zu oft den Spruch: "Nimm doch mal ne Kopfschmerztablette, dann geht's Dir schon wieder gut!" Die Schmerzen, unter denen wir leiden, sollten meiner Meinung nach lieber "Bing Horton Syndrom" oder Erythroprosopalgie genannt werden, das würde eventuell zu etwas mehr Verständnis führen.

Betroffene Fachleute beschreiben ihn als den stärksten bekannten neurologischen Schmerz, betroffene Frauen ordnen den Clusterkopfschmerz stärker als den Geburtsschmerz ein. Wegen der hohen Selbstmordrate unter Clusterpatienten wird er auch "Selbstmord-Kopfschmerz" genannt.

Es wird von Außenstehenden oft behauptet, daß man unter Migräne leide. Betroffene, die auch noch zusätzlich unter Migräne leiden, berichten allerdings, daß sie eine Clusterattacke ungefähr 10x stärker als eine Migräneattacke empfinden. Außerdem führt eine Clusterattacke im Normalfall nicht zu Übelkeit oder Erbrechen, außer die Schmerzgrenze des Menschen ist erreicht, dann kann es einem auch bei Cluster übel werden.

Bei Cluster kann man sich auch nicht in ein dunkles Zimmer legen, man muß aufstehen, herumlaufen, wird von einer inneren Unruhe gepackt, man weint und schreit, hämmert seinen Kopf gegen den Türrahmen oder gegen die Wand (ein Betroffener hat mir berichtet, daß er während einer Attacke seine Tür demoliert hat). Cluster schlägt gerne mitten in der Nacht zu, und das mehrmals. Das schwächt einen Clusterpatienten während seiner Episode am meisten, weil er wegen der nachts auftretenden Attacken keinen Schlaf mehr findet.

Clusterkopfschmerz ist eine primäre Kopfschmerzerkrankung (Cluster = Büschel, Haufen, Anhäufung), die sich durch heftigste, streng einseitig und in Attacken auftretende Schmerzen in Schläfe und Auge äußert. Clusterkopfschmerz ist der stärkste bekannte, primäre Kopfschmerz. Weitere Namen: Bing-Horton-Neuralgie, Histaminkopfschmerz, Erythroprosopalgie.

Es leiden nur ca. 0,4 Promille der Bevölkerung unter Clusterkopfschmerz, 70% Männer, 30% Frauen.

Es beginnt meistens nach dem 20. Lebensjahr, frühere Fälle gibt es nur vereinzelt. Die Ursachen, die zu einer Clusterkopfschmerzerkrankung führen sind immer noch unbekannt. Es wird spekuliert, daß die Gene eine Rolle spielen könnten, auch Alkohol, Zigaretten und falsche Ernährung sind als Ursache im Gespräch. Einiges davon wurde mittlerweile aber durch Umfragen widerlegt. Alkohol scheidet zum Beispiel wahrscheinlich aus, da Clusterkopfschmerzpatienten im Durchschnitt weniger Alkohol trinken als andere Menschen.

Der Auslöser einer Attacke soll eine Entzündung des sinus cavernosus (Ausbuchtung des Venengeflechts hinter dem Auge) sein. Durch die Ausdehnung der Hirnschlagader bei der Entzündung, die durch den sinus cavernosus verläuft, drückt diese auf verschiedene Nerven und soll dadurch den Schmerz auslösen.

Die bis zu acht täglichen sehr heftigen und streng einseitigen Attacken dauern meist zwischen 15 und 180 Minuten und treten vornehmlich aus dem Schlaf heraus auf. Sie kommen völlig unvermittelt. Die Seite kann wechseln, sogar innerhalb einer Cluster-Periode (5%). Der Clusterkopfschmerz zeigt eine ausgeprägte zirkadiane Rhythmik, meist tritt der Clusterkopfschmerz 1-2 Stunden nach dem Einschlafen auf, oft in den frühen Morgenstunden und nach der Mittagszeit. Die Frequenz beträgt zwischen 1 Attacke jeden 2. Tag und 8 Attacken am Tag.

Der Kopfschmerzcharakter wird als "unerträglich reißend", "bohrend", manchmal auch als "brennend" geschildert. Seine Haupt-Lokalisation ist meist um das Auge herum, seltener aber auch im Bereich des Hinterkopfs. Besonders typisch ist die während der Kopfschmerzattacke bestehende psychomotorische Unruhe. Anders als beispielsweise Menschen mit Migräne neigen Patienten mit Clusterkopfschmerz weniger dazu, sich ins Bett zurückzuziehen, sondern sie wandern umher ("pacing around"), schaukeln mit dem Oberkörper o.ä.

Man unterscheidet den episodischen Clusterkopfschmerz (ECH) mit Remissionsphasen von einigen Monaten bis zu fünf Jahren und den chronischen Clusterkopfschmerz (CCH) mit Remissionsphasen von höchstens einigen Wochen. Bei ca. 80% der Betroffenen tritt der Clusterkopfschmerz episodisch auf. Weitere typische Symptome: gerötetes Auge, Tränenfluß, hängendes Lid, laufende Nase, verstopfte Nase. Die Attacken können durch Trigger ausgelöst werden. Hierunter fallen vor allem Alkohol, Nitroglyzerin (diagnostisch verwertbar), Glutamat, gelber Käse, Schokolade, Aufenthalt in großen Höhen.

Hier habe ich mal die Kip-Skala für Clusterpatienten auf deutsch übersetzt:

  • Schmerzniveau 0: kein Schmerz, das Leben ist schön.
  • Schmerzniveau 1: sehr leicht, Schmerz-Andeutungen kommen und gehen, das Leben ist immer noch schön.
  • Schmerzniveau 2: hartnäckige Schmerz-Andeutungen
  • Schmerzniveau 3: Schmerz-Andeutungen werden permanent, man kann aber halbwegs damit leben.
  • Schmerzniveau 4: Schmerz ist unangenehm, man möchte lieber alleine sein.
  • Schmerzniveau 5: Es ist noch nicht so schlimm, daß man herumlaufen muß, braucht aber schon etwas Platz.
  • Schmerzniveau 6: Zwingt zum Aufwachen, Schmerz ist rumorend, man flucht ein bißchen, kann aber nach einiger Zeit wieder einschlafen, ohne herumlaufen zu müssen.
  • Schmerzniveau 7: Man wacht auf, an Schlafen ist nicht mehr zu denken, man läuft mit den Schmerzen hin und her und fällt nach der Attacke erschöpft zurück ins Bett.
  • Schmerzniveau 8: Schreien, kreischen, fluchen, auf den Kopf schlagen, sich hin und her wiegen, was auch immer hilft
  • Schmerzniveau 9: Das "Warum ich?" Syndrom setzt ein
  • Schmerzniveau 10: Schlimmster vorstellbarer Schmerz, kreischen, auf den Kopf schlagen, Besuch der Notfallambulanz, Depression, Selbstmordgedanken.

Meine Geschichte

Kurzfassung

  • Mitte 95: Erste Attacken während der Bundeswehrzeit
  • Anfang 96: damaliger Hausarzt diagnostiziert Migräne
  • Mitte 96: Neurologe diagnostiziert Migräne nach CT, HNO-Besuch nützt nichts
  • 1997-2001: Jahr für Jahr ca. 6-8 Monate Schmerzen, Attackenbekämpfung mit Migränemitteln und normalen Kopfschmerztabletten ohne Wirkung
  • Februar 2002: Diätstart, um abzunehmen - nach 10 Wochen Abnahme von 20kg
  • November 2002: Episode - Dauer ca. 3 Tage
  • Mai 2003: Episode - Dauer ca. 2 Wochen
  • Juni 2003: Selbstdiagnose Cluster durch TV + Internet
  • Juli 2003: Neurologe diagnostiziert Cluster nach Schilderung meiner Selbstdiagnose und verschreibt Sauerstoff
  • Mai 2004: Episode - Dauer ca. 3 Wochen
  • August 2005: Episode - Dauer ca. 4 Wochen
  • Seit September 2005: rigorose Umstellung auf Renneberg-Diät mit mäßiger Mischkost, viel Wasser und viel Spinat und Kartoffeln - seither kein Auftreten von Schmerzen!

Langversion

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Es begann bei mir, während ich bei der Bundeswehr meinen Wehrdienst ableistete, Mitte des Jahres 1995. Eines Nachmittags hatte ich urplötzlich sehr starke Kopfschmerzen auf der linken Kopfseite, so stark, daß ich meinen Vorgesetzten darum bat, mich auf meine Stube zurückziehen zu dürfen. Die Schmerzen waren die Hölle, ich hatte so was noch nicht erlebt. Mein linkes Auge begann zu tränen und ich mußte mir die linke Kopfseite mit einem kalten Lappen kühlen, um mir ein wenig Linderung zu verschaffen. Das half aber so gut wie gar nicht und ich schlug mir in meiner Not mit der Faust gegen die Schläfe, dieser Schmerz sollte endlich aufhören! Ich hätte bis dahin nicht gedacht, daß man solche Schmerzen haben und diese auch noch aushalten kann. Die Schmerzen wurden immer schlimmer, ich nahm eine Kopfschmerztablette und nach einer halben Stunde größter Qual waren die Schmerzen genauso schnell verschwunden, wie sie aufgetaucht waren. Ich dachte, es hat eben so lange gedauert, bis die Tablette gewirkt hat und war happy.

Die Schmerzen kamen aber in den nächsten Tagen wieder und waren genauso stark, wenn nicht stärker. Es wurden bis zu 3 Attacken am Tag. Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich nahm jedes Mal Kopfschmerztabletten dagegen. Nach einiger Zeit waren die Schmerzen immer verschwunden und ich nahm natürlich fälschlicherweise immer an, die Tabletten hätten so lange gebraucht, um zu wirken, was ich leider auch in den folgenden Jahren immer denken sollte. Ich bin nie auf den Gedanken gekommen, daß die Tabletten vielleicht gar nichts nützten.

Um mir Linderung während der Attacken zu verschaffen, stellte, setzte oder legte ich mich in die originellsten Stellungen, habe komische Nasenputz-Rituale durchgeführt, verbrachte Stunden draußen vor der Tür auf und abgehend, Luft schnappend, Nase putzend, ich weinte, schrie, versuchte, durch Drücken auf die betroffene Stelle, die Schmerzen zu lindern. Nun, mit der Zeit gewöhnt man sich daran, diese Schmerzen einfach zu ertragen.

Aber wieder zurück zum Anfang. Da das ganze so gehäuft auftrat, besuchte ich natürlich auch den Sanitätsbereich der Kaserne und klagte dem dortigen Arzt mein Leid, woraufhin dieser mir eine Packung Kopfschmerztabletten in die Hand drückte und mich wieder zum Dienst schickte. Die restliche Bundeswehrzeit verlief das immer nach diesem Schema. Starke Kopfschmerzen - Kopfschmerztablette nehmen - nach 30-45 Minuten grauenhafter Schmerzen wirkte diese Tablette anscheinend und die Schmerzen waren weg. Daß das ganze episodenweise auftrat, fiel mir damals nicht auf. Die Schmerzen kamen und gingen eben, ich erkannte kein Schema dabei.

Nach meiner Bundeswehrzeit konnte ich wieder meinen damaligen Hausarzt aufsuchen. Dieser diagnostizierte bei mir aufgrund meiner Beschreibung eine klassische Migräne und verschrieb mir auch klassische Tabletten gegen Migräne (leider keine Triptane - die gab es damals, glaube ich, noch gar nicht). Nun nahm ich diese Tabletten, wenn diese starken Kopfschmerzen wieder auftraten und nach einer halben Stunde bis zu einer Stunde waren die Schmerzen verschwunden.

Schlimm war allerdings, daß die Schmerzen im Vergleich zum ersten Auftreten immer stärker und häufiger wurden und ich teilweise tagelang im Stunden-Rhythmus auf und ab ging und wegen der Schmerzen nichts anderes machen konnte, auch mitten in der Nacht. Zum Glück war ich damals nach der Bundeswehr ein halbes Jahr auf Jobsuche, deshalb störte es mich zumindest nicht beim Arbeiten.

Als ich allerdings wieder einen Job gefunden hatte, begann das ganze, ziemlich nervig zu werden und ich ließ mich an einen Neurologen überweisen, der mal meinen Kopf durchchecken sollte. Ich hatte Angst, einen Tumor oder etwas Ähnliches im Gehirn zu haben. Der Nervenarzt machte eine CT und einige andere Tests, wobei allerdings nichts Ungewöhnliches festgestellt wurde, diagnostizierte Migräne, wie mein damaliger Hausarzt eben auch und verschrieb mir erstmal Betablocker. Diese nahm ich ein paar Tage, aber da sich durch das Einnehmen dieser Tabletten Schwindelgefühle und Übelkeit einstellten und dies meine Arbeit sehr beeinträchtigte, konnte ich sie nicht mehr nehmen und setzte sie eigenmächtig wieder ab. Schmerzattacken hatte ich trotz Einnahme der Betablocker sowieso.

So ging es weiter, ich wurde von Arzt zu Arzt geschickt. Ein HNO-Arzt brannte mir sogar in meiner linken Nasenhöhle eine Zwischenwand mit einem komischen Mini-Lötkolben weg, weil er der Meinung war, daß das die Schmerzen auslöste. Das half allerdings auch nichts. Auf Anweisung eines anderen Arztes mußte ich Antibiotika schlucken, weil eine Entzündung der Stirnhöhle vermutet wurde, ich war sogar bei einer Physiotherapeutin und bei einem Masseur. Die Massage löste jedesmal eine Attacke aus, weswegen ich nach dem 2. Termin gar nicht mehr hingegangen bin.

Das Leben ging weiter und ich gewöhnte mich daran, daß ich eben fortan mit diesen schlimmen Schmerzen leben mußte. Nach meiner damaligen Erfahrung halfen die Kopfschmerztabletten, die ich einnahm, nach ca. 45 Minuten, und bei keiner Untersuchung wurde etwas Beunruhigendes in meinem Kopf festgestellt, deswegen machte ich mir keine großen Sorgen, daß es etwas Ernstes sein könnte. Es wurde schwierig für mich, wenn die Attacken 3, 4, 5 oder 6 Mal am Tag kamen. Mich beunruhigte es, so viele Kopfschmerztabletten an einem Tag zu nehmen - das konnte nicht gesund sein! Wie oft und in welchen Episoden die Schmerzen damals auftraten, kann ich leider nicht mehr sagen, da ich darauf nicht geachtet habe. Mal waren sie eben da, mal waren sie wieder weg. Ich bereue immer noch, daß ich damals kein Schmerztagebuch geführt habe. Vielleicht hätte ich dann die Episodenartigkeit der Schmerzen erkannt und mein Neurologe hätte dann vielleicht auf Clusterkopfschmerz schließen können.

Ich heiratete 1998 und 1999 wurde meine Tochter geboren. Die Schmerzen wurden immer heftiger und die Episoden immer häufiger. Ich habe damals leider auch kein Schmerztagebuch geführt, aber ich denke, es waren damals pro Jahr vielleicht insgesamt 4-6 Monate übers Jahr verteilt, in denen ich keine Schmerzen hatte, 6-8 Monate des Jahres waren die Hölle. Deswegen merkte ich auch gar nicht, daß es einzelne Episoden waren, in denen die Schmerzen auftraten. Ich konnte mich teilweise gar nicht mehr um meine Familie kümmern, weil ich ganze Wochenenden mit den Schmerzen kämpfte. Unsere ganze Planung mußte sich nach diesen schrecklichen Kopfschmerzen richten, was unsere Beziehung natürlich außerordentlich belastet hat.

Übrigens, auf meine Ernährung (und auch auf meinen Konsum von Alkohol und Zigaretten) achtete ich in den Jahren von 1995 bis Anfang 2002 überhaupt nicht (wie wahrscheinlich die meisten Menschen). Ich ernährte mich von Fertiggerichten, von dem deftigen Essen, das meine Freundin und spätere Frau zubereitet hatte (was größtenteils auch aus Fertiggerichten bestand) und ging oft mit Freunden abends weg um "Einen drauf zu machen" (natürlich nur dann, wenn ich keine Kopfschmerzen hatte). Damals rauchte ich ca. 20 -30 Zigaretten am Tag. Ich hatte im Vergleich zum Jahre 1994 ca. 12kg zugenommen und wog nun fast 90kg bei 181cm Körpergröße.

So ging das weiter bis 2002. Im Januar 2002 trennte sich meine Frau von mir. Ich möchte darauf nicht weiter eingehen, mit dem Cluster hatte das Ganze aber nur am Rande zu tun. Was aber an diesem Datum wichtig war: Von dem Augenblick an, als meine Frau mir mitteilte, daß sie sich von mir trennen will, wollte ich meine überflüssigen Pfunde wieder loswerden, um so schnell wie möglich wieder halbwegs attraktiv für eine mögliche neue Beziehung zu werden.

Ich stellte also von heute auf morgen meine Ernährung um. Ich machte kein Frühstück mehr, mittags kochte ich mir einen kleinen Teller Spaghetti und aß diese zusammen mit einem Klecks grünem Pesto. Abends dasselbe. Ich machte jeden Abend Sit-Ups und Liegestützen. Zu trinken gab es nur Wasser! Keine Zwischenmahlzeiten, keine Süßigkeiten, kein Alkohol. Ich ging oft schwimmen und führte ein aktiveres Leben als vorher. Nach ca. 10-12 Wochen hatte ich 20kg abgenommen. Weiter ging es nicht und weiter wollte ich auch nicht, diese Ernährung behielt ich aber trotzdem noch eine Zeitlang bei, weil ich das Gewicht natürlich halten wollte (was ich bis heute geschafft habe, obwohl ich mittlerweile etwas ausgewogener esse).

Interessant ist, daß ich vom Zeitpunkt der Ernährungsumstellung an 9 Monate lang keine Kopfschmerzen mehr hatte. Nach ca. 9 Monaten im November 2002 kamen sie zurück, blieben aber nur ca. 3 Tage. Ich hatte insgesamt ca. 5-6 ziemlich schwache Attacken und danach - nichts mehr.

Die Schmerzen verschwanden bis zum Mai 2003. Da blieben sie eine Woche, waren genauso schwach wie im November davor (wie viele Attacken es waren, kann ich leider nicht mehr sagen, vielleicht 10 bis 12) und hörten wieder auf. Daß das ganze mit dem Säurehaushalt meines Körpers zusammenhängen könnte, ahnte ich damals noch nicht. Ich hörte zur selben Zeit (November 2002) übrigens auch mit dem Rauchen auf, das hat aber meiner Meinung nach nicht oder zumindest nicht besonders zur Senkung der Episodenhäufigkeit beigetragen.

Im Juni 2003 hörte ich zum ersten Mal das Wort Clusterkopfschmerz in einer Gesundheitssendung auf WDR3, die die verschiedenen Kopfschmerzarten zum Thema hatte. Ich horchte natürlich sofort auf und suchte nach dem Wort "CLUSTERKOPFSCHMERZ" im Internet. HEUREKA! Jetzt war alles klar. Je mehr Seiten zu diesem Thema ich mir durchgelesen und je mehr Foren ich durchstöbert hatte, desto überzeugter wurde ich, daß ich seit 8 Jahren an genau dieser Krankheit leide. Ich las von den verschiedenen Behandlungsmethoden und stand am nächsten Tag bei meinem damaligen Hausarzt auf der Matte. Ich ließ mir eine Überweisung zum Nervenarzt ausstellen, genau so, wie es auf verschiedenen Cluster-Webseiten empfohlen wurde und machte dort einen Termin aus.

Beim Nervenarzt mußte ich erneut die komplette Diagnose-Prozedur über mich ergehen lassen, bis ich endlich zum Arzt vorgelassen wurde. Nachdem ich dem Arzt meine Symptome aufgezählt hatte, erzählte ich ihm von meinem Verdacht, daß wohl alles auf Clusterkopfschmerz hindeutet. Der Arzt las sich nochmals meine Krankengeschichte durch und nach weiteren Untersuchungen stimmte er mir zu und stellte mir auch gleich eine Sauerstoff-Dauerverordnung aus. Die Krankheit war gefühlsmäßig nach 8 Jahren ahnungslosem Leiden definitiv nicht mehr so schlimm, als ich plötzlich wußte, wie sie hieß, wie sie sich auswirkt , daß es auch noch andere Menschen gibt, die darunter leiden und daß es Medikamente und Mittel wie Sauerstoff dagegen gibt, die wirklich helfen.

Es dauerte zum Glück ziemlich lange, bis ich den Sauerstoff endlich "ausprobieren" konnte, dann war ich aber froh, daß ich ihn griffbereit hatte. Im Mai 2004 hatte ich meine nächste Episode. Sauerstoff benutzte ich zuhause und Triptan-Tabletten während der Arbeit. Die Episode dauerte 3 Wochen und war zur Mitte etwas heftig, klang aber rasch ab in der Heftigkeit und auch in der Häufigkeit.

Die nächste Episode hatte ich im August 2005. Diese dauerte 4 Wochen, was aber wahrscheinlich daran lag, daß ich nicht darauf geachtet habe, wieviel Käse ich zu mir nahm. Milchprodukte sollte man während einer Episode weitestgehend meiden, wenn man den Säurehaushalt seines Körpers nicht unnötig durcheinander bringen möchte. Damit habe ich diese Episode unabsichtlich künstlich verlängert und auch wahrscheinlich auch heftiger gemacht. Seit dieser Episode im August 2005 hatte ich keine Kopfschmerzen mehr. Ich habe mir vorgenommen, so intensiv auf den Säurehaushalt meines Körpers zu achten, daß ich keine Episode mehr erleiden muß. Bisher mit Erfolg!

Was für den Leser dieser Zeilen nun hoffentlich einigermaßen ersichtlich ist - Die Essenz des ganzen sozusagen:

Seit meiner Ernährungsumstellung, die ich bis heute praktiziere, hatte ich nur noch jeweils eine Clusterepisode pro Jahr - und diese sind lange nicht so schlimm wie vorher.

Was auch noch zu erwähnen ist: Es hat erschreckend lange gedauert, bis bei mir die richtige Diagnose gestellt worden ist, bzw. bis ich selbst diese Diagnose gestellt habe. Hätte ich nicht durch Zufall diese eine Fernsehsendung über die verschiedenen Kopfschmerzarten gesehen, wer weiß, wie lange ich noch von Arzt zu Arzt gelaufen wäre, ohne zu erfahren, an was ich wirklich leide, geschweige denn, was dagegen hilft! Es muß unbedingt mehr Aufklärungsarbeit zum Thema Clusterkopfschmerz geleistet werden, damit andere Menschen nicht mehr so lange leiden müssen, bis ihnen endlich geholfen wird!

Ernährung

Vorwort

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Wie im Abschnitt "Meine Geschichte" bereits erwähnt, hatte ich 2002 gemerkt, daß der Cluster sich plötzlich monatelang nicht mehr blicken ließ. Dann, als er wieder auftauchte, war er viel schwächer und kürzer als vorher. Daß das ganze an meiner Ernährungsumstellung gelegen haben könnte, darauf bin ich erst später gekommen. Ich war zuerst der Meinung, es könnte vielleicht vom damaligen Scheidungsstreß gekommen sein, ich hatte damals schließlich ganz andere Probleme als meine Kopfschmerzen.

Ich hatte mich vor der Ernährungsumstellung hauptsächlich von Fast Food, Fertiggerichten und vielen fetten, eiweißhaltigen und mit Geschmacksverstärker versetzten Lebensmitteln ernährt und hauptsächlich zuckerhaltige Getränke zu mir genommen. Reines Wasser mochte ich damals nicht.

Leider ist es ja bei den meisten Menschen nicht die Regel, daß sie sich über Ihre Ernährung Gedanken machen, selbst wenn sie krank sind. Die Vorgehensweise, wenn ein Leiden auftritt, ist (Vorsicht - Ironie): 1. Zum Arzt gehen. 2. Dem Leiden einen Namen geben lassen. 3. Medikamente dagegen verschreiben lassen. 4. Hoffen, daß die Medikamente helfen und nicht so viele Nebenwirkungen haben werden.

Die tägliche Ernährung wird im besten Fall mit der Zunahme oder Abnahme von Körpergewicht in Verbindung gebracht, das war's dann aber auch schon. Daß alles, was man tagtäglich so in sich hineinschiebt, Auswirkungen haben kann auf Gewicht, Psyche, Schmerzempfindlichkeit, usw. und in Ausnahmefällen sogar chronische Krankheiten wie Clusterkopfschmerz, Gicht, usw. auslösen kann, daran denkt niemand. Habe ich auch nicht gemacht. Jahrelang.

Eines Tages ist mir aber zum Glück ein Licht aufgegangen. Seit dieser Erkenntnis bin ich ziemlich sensibel geworden, was die tägliche Nahrungsaufnahme angeht. Bevor ich etwas Bestimmtes esse, denke ich immer darüber nach, ob es wirklich sinnvoll ist, wenn ich das jetzt zu mir nehme und ob ich genügend Basisches gegessen habe oder noch essen werde. Ist auf Dauer sicher ziemlich nervig, ja. Aber wer einmal eine Clusterepisode mitgemacht hat, wird mir sicher zustimmen, daß JEDES, wirklich JEDES Mittel recht ist, um diese Schmerzen zu verhindern bzw. sie zumindest abzuschwächen!

Trigger

Auslöser von Clusterattacken in der schmerzaktiven Zeit werden als "Trigger" bezeichnet. Diese sogenannten "Trigger" differieren von Mensch zu Mensch.

Hier eine Liste der häufigsten Trigger:

  • Alkohol: vor allem Rotwein
  • Erdbeeren
  • Glutamat: Geschmacksverstärker
  • Histamin: In Fisch, Käse, Schinken, Sauerkraut, Wein, Käse, Meeresfrüchte, Fisch, Nüsse, Schokolade, Tomaten
  • Tyramin: In Käse und in Rotwein, Zitronensäure - auch in einigen Medikamenten und Nahrungsmitteln
  • Zitrusfrüchte

Meine stärksten Trigger während einer Episode sind Glutamat, Rotwein, Zwiebeln, Benzindämpfe und Duftkerzen (brauche ich alles nur zu riechen, schon geht's los). Außerhalb einer Episode kann ich soviel Rotwein trinken und Zwiebeln essen, wie ich möchte, ich könnte meinen Kopf in einen Benzintank stecken, es würde nichts passieren. Das hatte mich schon immer irritiert.

Meiner Meinung nach wird diese ganze Trigger-Geschichte überbewertet. Während einer Episode mag es ja ganz sinnvoll sein, um bekannte Trigger einen großen Bogen zu machen, viele Menschen meiden diese Lebensmittel aber dann generell, auch außerhalb der schmerzaktiven Zeit, weil Sie Angst haben, damit eine neue Episode auszulösen. Dieses Verhalten ist verständlich, aber auch wenn man alle bekannten Trigger wegläßt, läßt in der schmerzaktiven Zeit die nächste Attacke trotzdem nicht lange auf sich warten. Also, entweder gibt es da noch viele, dem Einzelnen noch unbekannten Trigger, oder die Ursache der Attacken muß woanders liegen!

Zitat Renneberg: "Wenn das Gleichgewicht im Körper wieder hergestellt ist, spielen die Trigger keine Rolle mehr."

Von Säuren und Basen

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Es geht beim Cluster (wie übrigens auch bei Gicht) um Harnsäure, genauer gesagt, um den Harnsäurespiegel im Körper. Ein Harnsäurespiegel von bis zu 6,5mg/100ml wird von der Urologie als ungefährlich angesehen. Harnsäure entsteht, wenn im Körper Purin abgebaut wird. Purin ist ein natürlicher Baustein der Nukleinsäure (DNS) und in allen tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln vorhanden. Vor allem tierische Nahrungsmittel sind sehr purinreich! Je mehr Purin man mit der täglichen Nahrung zu sich nimmt, desto höher steigt der Harnsäurespiegel und es dauert länger, bis die Harnsäure wieder abgebaut wird.

So kann eine Attacke während einer Clusterepisode ausgelöst werden:

Der Harnsäurespiegel steigt nach einem üppigen Abendessen so hoch, daß der Körper mehrere Stunden benötigt, um ihn wieder abzusenken. Man geht ins Bett und um 1:00 Uhr oder 2.00 Uhr wacht man mit Schmerzen auf. Der Körper hat reagiert.

Was kann man dagegen tun? Nun ja, abgesehen vom sofortigen Einsatz von Sauerstoff und/oder Triptan zum Bekämpfen der akuten Attacke sollte man gleich am nächsten Morgen eine Entschlackungsdiät starten, um den Säurespiegel des Körpers wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Diese Diät sollte ca. 1 - 2 Wochen lang durchgeführt werden, nach Erreichen der Schmerzfreiheit muß man zu einer mäßigen Mischkost zurückkehren. Übrigens, auch wenn die Entschlackungsdiät die Episode nicht beenden sollte, so haben bereits viele Menschen berichtet, daß es zumindest die Anzahl und Intensität der Attacken gemindert hat.

Entschlackungsdiät - Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist:

Eine Entschlackungsdiät basiert auf Kartoffeln, Blattsalaten und Äpfeln, da diese purinarm und gleichzeitig Basen-Bildner sind. Basische Lebensmittel helfen dem Körper, binnen kürzester Zeit die überflüssigen Säuren abzubauen bzw. eine Übersäuerung gar nicht erst entstehen zu lassen. Kein Fleisch, kein Eiweiß, kein Käse, Quark, Yoghurt, keine Zitrusfrüchte usw. Das Ausschwemmen der Säuren muß man durch reichliches Trinken von Wasser (ohne Kohlensäure) unterstützen.

Gemäßigte Mischkost - so sollte die tägliche Ernährung eines Clusterpatienten aussehen:

Hat man durch die Entschlackung Schmerzfreiheit erreicht, muß man zu einer ausgewogenen mäßigen Mischkost mit überwiegend basischen Lebensmitteln zurückkehren. Wenig Fleisch, Fisch, Hülsenfrüchte, Käse, Alkohol. Lieber Kartoffeln, sonstiges Gemüse und Nudeln. Immer noch gilt: Viel Wasser ohne Kohlensäure trinken - Mindestens 2 Liter am Tag. Auf Alkohol sollte möglichst verzichtet werden, da dieser im Körper Milchsäure produziert, die den Harnsäureabbau verhindert. Auch Fastenkuren sind Gift für Clusterpatienten, da beim Fasten ebenfalls Milchsäure entsteht.

Zitat Renneberg: "Die Beilagen zum Hauptgericht machen!"

Detaillierte Informationen findet man in den Renneberg-Broschüren und dem Renneberg-Buch. Die Broschüren sind kostenlos, das Buch wird zum Selbstkostenpreis abgegeben. Auch diverse Bücher oder Artikel im Internet über die Ernährung bei Gichterkrankungen könnten vielleicht nützlich sein.

Ich ernähre mich in den letzten Jahren weitgehend fleischlos, ohne Fertignahrung, ohne Fast Food, ohne Süßigkeiten und möglichst fettarm. Ich esse hauptsächlich Nudeln, dazu Pesto und oft frisches Gemüse wie Kartoffeln, Karotten, Spinat, Rosenkohl, Rotkraut, Tomaten usw. Was dabei meiner Meinung nach auch sehr wichtig ist: Ich trinke jeden Tag mindestens zwei Liter stilles Wasser, keinen Saft, kein Limo, keine Cola, nichts anderes als Wasser.

Ich weiß, daß diese Theorien bei einigen Leuten nicht sehr beliebt sind und mir wurde auch erzählt, daß man in öffentlichen Foren diese Meinung nicht vertreten sollte, sonst wird man beschimpft und als verantwortungslos und verharmlosend hingestellt.

Ich berichte hier ja nur von meinen Erfahrungen in Bezug auf Ernährung und Cluster. Ich möchte hier nur meine Sicht der Dinge aufzeigen und wenn jemand sich dazu aufrafft, während seiner Schmerzepisode eine Entschlackungsdiät durchzuführen und seine Ernährung danach einmal testweise einige Monate umzustellen (selbstverständlich nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt!), dann wird er sicher nicht gleich tot umfallen, im Gegenteil.

Als Clusterpatient muß man sich eben klarmachen, daß man krank ist und manche Sachen einfach nicht mehr (oder nicht mehr so oft) essen kann, wie bei anderen Krankheiten (wie z. B. Gicht oder Diabetes) eben auch.

Wasser

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Wasser trinken spielt bei der Entschlackungsdiät und auch bei der späteren Umstellung auf eine mäßige Mischkost anscheinend eine sehr wichtige Rolle. Ich muß zugeben, daß ich diese Tatsache lange Zeit bei meinen Überlegungen zum Thema Cluster und Ernährung schlichtweg übersehen habe. Täglich ca. 2 - 3 Liter Wasser zu trinken ist seit der Diät, die zu meiner Gewichtsabnahme geführt hat, so normal für mich geworden, daß ich dem Ganzen keine Bedeutung beigemessen habe. Als ich vor einiger Zeit www.clusterheadaches.com, die Ur-Seite aller Clusterseiten, besucht habe, bin ich über den Leserbrief einer Besucherin gestolpert, der mich hellhörig hat werden lassen.

Die Verfasserin des Briefes ist die Frau eines Clusterpatienten. Sie beschreibt, wie Ihr Mann durch die sogenannte "Wasser-Behandlung" seine Episode vorzeitig beendet hat und dann längere Zeit episodenfrei geblieben ist.

Die Wasser-Behandlung ist sehr einfach umzusetzen: Einfach jede halbe oder mindestens jede ganze Stunde ein Glas Wasser trinken, auch wenn's schwer fallen sollte. Wenn der Cluster einen nachts aufweckt, auch wieder ein paar Gläser trinken. Wenn er spürt, daß wieder eine Episode im Anmarsch ist, startet er die Wasser-Behandlung erneut für einige Tage und die Symptome verschwinden bei ihm wieder.

Sie schreibt auch, daß man aufgrund des vielen Wassers, das man trinkt, natürlich sehr oft das Badezimmer aufsuchen muß, aber was soll's, Hauptsache, es hilft. Außerdem erwähnt sie, daß diese Methode schon einigen anderen Menschen geholfen hat, aber leider nicht bei jedem funktioniert. Man muß es eben mal ausprobieren.

Falls jemand den Originalbeitrag (in englischer Sprache) nachlesen möchte, er wurde von den Betreibern aufgrund der vielen Nachfragen nun unter www.clusterheadaches.com direkt in die Navigationsleiste integriert ("water X 3").

Diese erfolgreiche Wasser-Behandlung erhärtet meiner Meinung nach die hier behandelte Harnsäure-Theorie. Viel Wasser ohne Kohlensäure zu trinken ist ja wichtiger Bestandteil der Rennebergschen Entschlackungsdiät und der späteren Prophylaxe durch Ernährung mit mäßiger Mischkost. Durch das Wasser wird der Körper entschlackt, was zu einem niedrigeren Harnsäurespiegel führt.

Wenn jemand also keine Lust oder kein Durchhaltevermögen hat, die Entschlackungsdiät oder die spätere Ernährung mit mäßiger Mischkost durchzuführen, dann kann er als Alternative ja wenigstens einmal ein paar Tage lang diese Wasser-Behandlung ausprobieren, um seine aktuelle Episode eventuell abzubrechen bzw. eine aufkommende Episode vielleicht zu verhindern.

Mittel gegen den Cluster

Mittel gegen den Cluster.jpg

Ich benutze nur zwei Mittel gegen den Cluster: Sauerstoff zuhause und Triptane unterwegs oder auf der Arbeit.

Sauerstoff ist für mich das Mittel der ersten Wahl, weil es keine Nebenwirkungen hat (zumindest fallen mir keine auf). Ich fange mit 7-8 Litern an und drehe dann auf bis ca. 12 Liter am Höhepunkt der Attacke, danach drehe ich das Ventil wieder langsam zu. Wenn die Attacke zu stark ist, hilft allerdings der Sauerstoff manchmal nicht, die Attacke zu vertreiben, er lindert aber wenigstens die Schmerzen. Nach einem anfänglichen Mißverständnis (ich hatte nur ein tragbares Sauerstoffgerät zugestellt bekommen), habe ich jetzt ein fahrbares Gestell, einige große Sauerstoffflaschen, eine tolle Gesichtsmaske und ein leistungsstarkes Ventilsystem.

Da sich aber seit meiner Ernährungsumstellung sowieso die Episoden- und Attackenhäufigkeit drastisch reduziert hat, betreibe ich keine medikamentöse Prophylaxe. Triptane nehme ich nur im äußersten Notfall, wenn ich unterwegs oder auf der Arbeit bin und eine Attacke sich ankündigt. Ansonsten versuche ich, so oft wie möglich, Sauerstoff zu benutzen, schon allein aus dem Grund, weil man hier bei uns die teuren Triptan-Tabletten äußerst ungern verschreibt.

Mit freundlicher Genehmigung von Markus Bauer. Images supplied by http://www.freefoto.com


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