Therapeutische Nervenblockade
Eine therapeutische Nervenblockade ist ein Eingriff an Nervenbahnen mit dem Ziel, eine Unterbrechung der Erregungsleitung der Nervenfaser zu bewirken. Dies kann durch Durchtrennung oder durch teilweise Zerstörung von Nervengewebe oder durch die Injektion von Betäubungsmittel (Lokalanästhetikum) und/oder Corticosteroiden im Sinne einer Leitungsanästhesie erreicht werden. Der Schmerz befreiende Effekt kann wesentlich länger als die Wirkung des Betäubungsmittels andauern.[1]
Dass Unterbrechungen der Erregungsleitung der Nerven eine positive Wirkung bei Cluster-Kopfschmerz haben können ist keine neue Beobachtung.[2] Wilfred Harris behandelte schon vor 1936 fünf Fälle von Cluster-Kopfschmerz durch die nervschädigende Injektion von Alkohol in das Ganglion Gasseri, einem Nervenknoten des Nervus Trigeminus.[3] Dieses Verfahren (Glyzerinrhizolyse) wird neben anderen Verfahren heute noch zur Behandlung der Trigeminusneuralgie verwendet, wenn entweder die medikamentöse Therapie erfolglos ist oder wenn deren Nebenwirkungen die Lebensqualität merklich beeinträchtigen.[4] Wilfred Harris berichtete ebenfalls von erfolgreicher Behandlung des Cluster-Kopfschmerzes durch Injektion von Alkohol in den Nervus infraorbitalis (Unteraugennerv), gelegentlich sei auch die Injektion des Nervus supraorbitalis (Stirnnerv) erfolgreich gewesen. Watson et al. berichteten 1983 über die Wirkung von insgesamt 61 durchgeführten neurochirurgischen Maßnahmen bei chronischem Cluster-Kopfschmerz mit dem Ergebnis, dass keine dieser Behandlungen langfristig erfolgreich war.[5]
Erst nach dem Versagen aller medikamentösen Maßnahmen sind in absoluten Ausnahmefällen operative Verfahren zu erwägen. Deren Risiken überwiegen jedoch oft den Nutzen.[6] Abgeraten wird bei Cluster-Kopfschmerz von der aus der Behandlung der Trigeminus-Neuralgie bekannten Bestrahlung der Eintrittszone des Nervus trigeminus („Gamma Knife“).[7][8][9]
In einigen Fällen ist die unspezifische Blockade des großen Hinterhauptnervs (Nervus occipitalis major) mit einem Lokalanästhetikum und Corticosteroiden erfolgreich und daher auf jeden Fall vor einer operativen Therapie zu versuchen.[6] Ebenfalls nicht invasiv ist die endoskopische Nervenblockade am Ganglion pterygopalatinum (Ganglion sphenopalatinum) mittels Lokalanästhetikum und Corticosteroiden.[10][11]
Siehe auch
Literatur
Externe Links
Einzelnachweise
- ↑ Ashkenazi A, Levin M.: Greater occipital nerve block for migraine and other headaches: Is it useful? Curr Pain Headache Rep. 2007 Jun; 11(3): 231-5. Review. PMID 17504651. DOI.
- ↑ Anthony M.: Arrest of Attacks of Cluster Headache by local Steroid Injection of the Occipital Nerve. In: Clifford Rose F (ed) Migraine. Proceedings of the 5th Internat. Migraine Symposium, London, 1984. Karger, Basel, 1985: pp 169-173. ISBN 3-8055-4039-6.
- ↑ Harris W.: Ciliary (migrainous) neuralgia and its treatment. Br Med J 1936; 1: 457-60.
- ↑ Leitlinie Trigeminusneuralgie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.
- ↑ Watson CP, Morley TP, Richardson JC, Schutz H, Tasker RR.: The surgical treatment of chronic cluster headache. Headache. 1983 Nov; 23(6): 289-95. PMID 6643037. DOI.
- ↑ 6,0 6,1 Leitlinie "Clusterkopfschmerz und trigeminoautonome Kopfschmerzen". Herausgegeben von der Kommission Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie, der Schweizerischen Neurologischen Gesellschaft und dem Berufsverband deutscher Neurologen. Stand: 14.05.2015, gültig bis 13.05.2020. - Online bei der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
- ↑ Donnet et al.: Trigeminal nerve radiosurgical treatment in intractable chronic cluster headache: unexpected high toxicity. Neurosurgery. (2006) 59(6): 1252-7, PMID 17277687.
- ↑ McClelland et al.: Long-term results of radiosurgery for refractory cluster headache. Neurosurgery. (2006) 59(6): 1258-62; PMID 17277688.
- ↑ McClelland et al.: Repeat trigeminal nerve radiosurgery for refractory cluster headache fails to provide long-term pain relief. Headache. (2007) 47(2): 298-300; PMID 17300376.
- ↑ Felisati G, Arnone F, Lozza P, Leone M, Curone M, Bussone G (August 2006). "Sphenopalatine endoscopic ganglion block: a revision of a traditional technique for cluster headache". Laryngoscope 116 (8): 1447–50. doi: . PMID 16885751.
- ↑ Pipolo C, Bussone G, Leone M, Lozza P, Felisati G (June 2010). "Sphenopalatine endoscopic ganglion block in cluster headache: a reevaluation of the procedure after 5 years". Neurol. Sci. 31 Suppl 1: S197–9. doi: . PMID 20464621.