Cluster-Kopfschmerz Diagnose: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 13. Juli 2020, 08:48 Uhr

Modernes Spiral-CT-Gerät

Die Cluster-Kopfschmerz Diagnose erfolgt durch Befragung des Patienten und durch Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) aufgrund der spezifischen Symptome. Diese sind in der IHS-ICHD-III Klassifikation 3.1 Cluster-Kopfschmerz definiert.[1] Spezielle Laboruntersuchungsmethoden stehen nicht zur Verfügung. Cluster-Kopfschmerz ist also eine Erkrankung, die auf der Basis der Beschwerden diagnostiziert wird. Apparative Untersuchungsmethoden tragen nicht zur Diagnose bei, sondern sind nur dann erforderlich, wenn eine andere Erkrankung zweifelsfrei ausgeschlossen werden soll. Auch elektrophysiologische, laborchemische und Liquoruntersuchungen (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit) helfen diagnostisch meist nicht weiter und dienen dem Ausschluss anderer Erkrankungen.[2] Ein symptomatischer Cluster-Kopfschmerz zeigt die gleichen Symptome wie der Cluster-Kopfschmerz, hat aber eine andere Ursache.

Mit Hilfe der bildgebenden Verfahren Craniale Computertomographie (CCT) und Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie MRT) sowie durch die Elektroenzephalografie (EEG) können andere Krankheiten, wie zum Beispiel Tumoren, Hirnblutungen und Entzündungen ausgeschlossen werden. Weiterhin ist differentialdiagnostisch zwischen Cluster-Kopfschmerz und anderen primären Kopfschmerzformen wie der Migräne, Paroxysmaler Hemikranie, Hypnic Headache, Hemicrania Continua, sowie der Trigeminusneuralgie oder einem Glaukomanfall zu unterscheiden.

Diagnostische Kriterien

Wenigstens 5 Attacken, welche die nachfolgenden Kriterien erfüllen:[1]

  • Starke oder sehr starke einseitig lokalisierte Schmerzattacken im Bereich im oder über der Augenhöhle und/oder der Schläfengegend, die unbehandelt 15 bis 180 Minuten anhalten. Während eines Teils, aber bei weniger als der Hälfte des Zeitverlaufes des Cluster-Kopfschmerzes können die Attacken weniger schwer sein und/oder kürzer oder länger andauern.
Begleitsymptome
  • Begleitend tritt wenigstens eines der nachfolgend angeführten Merkmale auf der vom Schmerz betroffenen Seite auf:
  1. gerötete Bindehaut des Auges (konjunktivale Injektion) und/oder ein tränendes Auge (Lakrimation)
  2. laufende und/oder verstopfte Nase (nasale Rhinorrhoe und/oder Kongestion)
  3. ein Lidödem
  4. Schwitzen im Bereich der Stirn oder des Gesichtes
  5. verengte Pupille (Miosis) und/oder ein hängendes Augenlid (Ptosis)
  • und/oder körperliche Unruhe oder Agitiertheit.
  • Die Attackenfrequenz liegt zwischen einer Attacke jeden zweiten Tag und acht Attacken pro Tag. Während eines Teils, aber bei weniger als der Hälfte des Zeitverlaufes des Cluster-Kopfschmerzes können die Attacken seltener auftreten.
  • Der Kopfschmerz ist nicht auf eine andere Erkrankung zurückzuführen. Vorgeschichte, körperliche und neurologische Untersuchungen geben keinen Hinweis auf eine der unter Kapitel 5 bis 12 der IHS Klassifikation aufgeführten Erkrankungen oder Vorgeschichte und/oder körperliche und/oder neurologische Untersuchungen lassen an eine solche Erkrankung denken, doch konnte diese durch geeignete Untersuchungen ausgeschlossen werden oder eine solche Erkrankung liegt vor, die Kopfschmerzen traten jedoch nicht erstmals in engem zeitlichen Zusammenhang mit dieser Erkrankung auf.

Auch vermeintlich untypische Symptome wie Übelkeit, Licht- und Geräuschempfindlichkeit kommen regelmäßig vor. Ein Viertel der Patienten erlebt vor dem Anfall eine visuelle Aura, was die klinische Abgrenzung zur Migräne erschwert.[2][3]

Einseitige autonome Begleitsymptome sind nicht spezifisch für den Cluster-Kopfschmerz und können auch bei Migräneattacken auftreten.[4][5] Bei etwa 3% bis 5% der vom Cluster-Kopfschmerz Betroffenen treten keine autonomen Begleitsymptome auf.[6][7]

Episodischer Cluster-Kopfschmerz

Cluster-Kopfschmerzattacken treten in Episoden mit einer Dauer von 7 Tagen bis 1 Jahr auf, die von schmerzfreien Perioden von drei Monaten Dauer oder länger unterbrochen werden. Cluster-Kopfschmerzepisoden halten üblicherweise 2 Wochen bis 3 Monate an. Die Dauer der Remissionsperioden wurde mit der Definition der 3. Auflage der Internationalen Klassifikation der Kopfschmerzerkrankungen (IHS ICHD-III) im Januar 2018 von einem Monat auf ein Minimum von drei Monaten erhöht.[1]

Chronischer Cluster-Kopfschmerz

Cluster-Kopfschmerzattacken treten über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr ohne Remission bzw. mit Remissionsphasen von weniger als drei Monaten auf. Der chronische Cluster-Kopfschmerz kann de novo entstehen, früher als primär chronischer Cluster-Kopfschmerz bezeichnet, oder aus der episodischen Form übergehen, früher als sekundär chronischer Cluster-Kopfschmerz bezeichnet. Bei einigen Patienten kann sich aus einem chronischen Cluster-Kopfschmerz die episodische Form entwickeln. Die Dauer der Remissionsperioden wurde in der Definition der 3. Auflage der Internationalen Klassifikation der Kopfschmerzerkrankungen (IHS ICHD-III) im Januar 2018 von einem Monat auf ein Minimum von drei Monaten erhöht.[1]

Diagnostik bei Cluster-Kopfschmerz

Notwendige Diagnostik[8]

  • Neurologische körperliche Untersuchung
  • Überprüfung des Blinkreflexes, wenn klinischer Hinweis auf Schädigung des Nervus Trigeminus besteht
  • Ausschluss eines Glaukoms
  • Bildgebende Diagnostik bei Erstmanifestation, auffälliger neurologischer Untersuchung und bei untypischer Symptomatik
  • Die Indikation zur Bildgebung sollte niedrigschwellig gestellt werden.

Weiterführende Diagnostik[8]

Bei erstmaligem Auftreten

Indometacin-Test

Um eine Paroxysmale Hemikranie oder eine Hemicrania continua auszuschliessen oder zu bestätigen, kann ein Behandlungsversuch mit Indometacin durchgeführt werden. Das Ansprechen auf diese Substanz ist diagnostisch wegweisend für diese beiden Erkrankungen. Indometacin hat bei Cluster-Kopfschmerz keine Wirkung. Bereits nach einer Woche, oft innerhalb von 3 Tagen, ist unter der Medikation mit Indometacin mit einem deutlichen Rückgang der Beschwerden zu rechnen, falls eine Paroxysmale Hemikranie oder eine Hemicrania continua vorliegt.[8]

Nitroglyzerin-Provokationstest

Ethisch umstritten und nicht zu 100% zuverlässig ist der Nitroglyzerin-Provokationstest. Während einer Clusterperiode kann bei 70 – 80 % der Patienten eine Clusterattacke durch Gabe von sublingualem Nitroglyzerin (Glycerintrinitrat) ausgelöst werden. Für eine erfolgreiche Provokation einer solchen iatrogen ausgelösten Attacke ist es erforderlich, dass innerhalb der letzten acht Stunden keine Attacke aufgetreten ist, dass innerhalb der letzten 24 Stunden keine Adern verengenden Substanzen eingenommen wurden und dass keine medikamentöse Prophylaxe betrieben wird. Nach Gabe von 1 mg Nitroglyzerin sublingual lässt sich dann oft, aber nicht bei allen Patienten, innerhalb von 30 bis 60 Minuten die Attacke auslösen.[9] Der Test wird als positiv angesehen, wenn die dadurch verursachte Attacke den klinisch spontanen Clusterattacken entspricht. Der Nitroglyzerin-Test lässt sich nicht einsetzen, wenn sich der Patient in einer Remissionsphase befindet. Auch Migräneattacken können durch einen solchen Nitroglyzerin-Test ausgelöst werden.[10][11] Der Nitroglyzerin-Provokationstest wird in den aktuellen Leitlinien der DMKG[2], der DGN[8] und der EFNS[12] nicht mehr erwähnt.

Zitat aus der IHS-ICHD-III Klassifikation 3.1:<ref name="IHS">"Während einer Cluster-Kopfschmerzepisode und bei der chronischen Verlaufsform treten Attacken regelmäßig auf und können durch Alkohol, Histamin oder Nitroglyzerin ausgelöst werden."

Siehe auch

Externe Links

Kopfschmerz - Online Selbsttests

Literatur

  • Limmroth, Volker: Kopf- und Gesichtsschmerzen. Schattauer, Stuttgart, 2007 ISBN 3-7945-2319-9
  • May A, Leone M, Áfra J, Linde M, Sándor PS, Evers S, Goadsby PJ.: EFNS guidelines on the treatment of cluster headache and other trigeminalautonomic cephalalgias. European Journal of Neurology. 2006; 13: 1066–1077. PMID 16987158, PDF-Datei. DOI
  • Krings, Timo; Block, Frank; Hans, Franz-Josef; Möller-Hartmann, Walter; Thron, Armin: Bildgebende Diagnostik bei der Abklärung des Kopfschmerzes. Dtsch Arztebl. 2004; 101(45): A-3026–3035. Online.
  • Diener HC, Gendolla A, Katsarava Z.: Diagnose und Therapie von Kopf- und Gesichtsschmerzen. Der Internist (Berlin). 2008 Oct 10. [Epub ahead of print] PMID 18843470 DOI
  • Hans-Christoph Diener, Mark Obermann: Der akute Kopfschmerz - Diagnostisches Vorgehen und Zuordnung der Symptome. Klinikarzt. 2010; 39(9): 394-397. DOI
  • Viana M, Tassorelli C, Allena M, Nappi G, Sjaastad O, Antonaci F.: Diagnostic and therapeutic errors in trigeminal autonomic cephalalgias and hemicrania continua: a systematic review. The Journal of Headache and Pain. 2013 14: 14. http://dx.doi.org/10.1186/1129-2377-14-14


Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Headache Classification Committee of the International Headache Society (IHS): The International Classification of Headache Disorders, 3rd edition (ICHD-3). Cephalalgia. 38(1) 1–211. January 25, 2018 - Free full text
  2. 2,0 2,1 2,2 May A, Evers S, Straube A, Pfaffenrath V, Diener HC (June 2005). "Therapie und Prophylaxe von Cluster-Kopfschmerzen und anderen trigemino-autonomen Kopfschmerzen. Überarbeitete Empfehlungen der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft". Schmerz 19 (3): 225–41. doi:10.1007/s00482-005-0397-8. PMID 15887001.  DMKG: PDF-Datei
  3. Schürks, M.; Kurth, T.; de Jesus, J.; Jonjic, M.; Rosskopf, D.; Diener, HC. (Sep 2006). "Cluster headache: clinical presentation, lifestyle features, and medical treatment.". Headache 46 (8): 1246-54. doi:10.1111/j.1526-4610.2006.00534.x. PMID 16942468. 
  4. Goadsby PJ (2009). "Lacrimation, conjunctival injection, nasal symptoms... cluster headache, migraine and cranial autonomic symptoms in primary headache disorders--what's new?". J Neurol Neurosurg Psychiatry 80 (10): 1057-8. doi:10.1136/jnnp.2008.162867. PMID 19762895. 
  5. Guven, H.; Cilliler, AE.; Comoğlu, SS. (Nov 2012). "Unilateral cranial autonomic symptoms in patients with migraine.". Acta Neurol Belg. doi:10.1007/s13760-012-0164-4. PMID 23160810. 
  6. Ekbom, K. (Aug 1990). "Evaluation of clinical criteria for cluster headache with special reference to the classification of the International Headache Society.". Cephalalgia 10 (4): 195-7. doi:10.1046/j.1468-2982.1990.1004195.x. PMID 2245469. 
  7. Lai, TH.; Fuh, JL.; Wang, SJ. (Oct 2009). "Cranial autonomic symptoms in migraine: characteristics and comparison with cluster headache.". J Neurol Neurosurg Psychiatry 80 (10): 1116-9. doi:10.1136/jnnp.2008.157743. PMID 18931007. 
  8. 8,0 8,1 8,2 8,3 Leitlinie "Clusterkopfschmerz und trigeminoautonome Kopfschmerzen". Herausgegeben von der Kommission Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie, der Schweizerischen Neurologischen Gesellschaft und dem Berufsverband deutscher Neurologen. Stand: 14.05.2015, gültig bis 13.05.2020. - Online bei der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
  9. DMKG - Die Therapie des Cluster-Kopfschmerzes (1998)
  10. Peters, GA.: Migraine: diagnosis and treatment with emphasis on the migraine-tension head-ache, provocative tests and use of rectal suppositories. Proc Staff Meet Mayo Clin. 1953; 28(24): 673-86. PMID 13121092.
  11. Sances G, Tassorelli C, Pucci E, Ghiotto N, Sandrini G, Nappi G.: Reliability of the nitroglycerin provocative test in the diagnosis of neurovascular headaches. Cephalalgia. 2004 Feb; 24(2): 110-9. PMID 14728706. Comment Jes Olesen: PMID 16033392.
  12. May A, Leone M, Áfra J, Linde M, Sándor PS, Evers S, Goadsby PJ.: EFNS guidelines on the treatment of cluster headache and other trigeminalautonomic cephalalgias. European Journal of Neurology. 2006; 13: 1066–1077. PMID 16987158, PDF-Datei. DOI

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