Botulinumtoxin

Botulinumtoxin ist ein bakterielles Nervengift, das die Signale der Nerven an die Muskeln unterbricht. Neben einigen Einzelfallberichten (Kongressberichten) gibt es eine Publikation über eine kleine Fallserie zur Behandlung von Cluster-Kopfschmerz mit Botulinumtoxin aus der Ludwig-Maximilians Universität, Klinikum Großhadern, München.[1]

Kontrollierte Studien oder Empfehlungen der Fachgesellschaften zur Behandlung von Cluster-Kopfschmerz mit Botulinumtoxin liegen bisher nicht vor (Stand Mai 2019).[2][3][4]

Seit September 2011 ist Botox® (Botulinumtoxin Typ A) zugelassen zur Linderung der Symptome von chronischer Migräne bei Erwachsenen, die unzureichend auf prophylaktische Migränebehandlungen angesprochen haben oder diese nicht vertrugen.[5]

Handelsnamen: Botox®, Vistabel®, Dysport®, Xeomin®

Sostak et al. 2007

Zwölf männliche Patienten mit episodischem (n = 3) oder chronischem (n = 9) Cluster-Kopfschmerz, die auf die üblichen vorbeugenden Medikamente nicht reagierten, wurden zusätzlich zu ihrer bestehenden medikamentösen Behandlung mit einer kumulativen Dosis von 50 Internationalen Einheiten (IE) Botulinumtoxin Typ-A (BTX-A) behandelt. Ein Patient mit chronischem Cluster-Kopfschmerz erlebte eine vorübergehende vollständige Einstellung der Attacken und in zwei Patienten verbesserten sich Attackenintensität und Häufigkeit.

Ein Erfolg mit der Botulinumtoxin Typ-A Therapie wurde bei vier der neun Patienten mit chronischem Cluster-Kopfschmerz beobachtet. Typischer Cluster-Kopfschmerz wurde bei dreien dieser Patienten positiv beeinflusst. Ein Patient erlebte Verbesserung seiner kontinuierlichen gleichseitigen okzipitalen Kopfschmerzen, während die Cluster-Kopfschmerzattacken unverändert blieben. Reaktionen auf BTX-A trat innerhalb der ersten Woche nach der Injektion ein und dauerten 2-3 Monate, entsprechend der Halbwertszeit von BTX-A. Patienten mit episodischem Cluster-Kopfschmerz profitierten nicht von der BTX-A Behandlung. BTX-A wurde von fast allen Patienten gut vertragen, bis auf einen, der eine 8 Wochen dauernde milde Halsmuskelschwäche berichtete.

Zwei der zwölf Patienten hatte eine Verbesserung der Attackenhäufigkeit oder der Schmerzstärke von > 50% bei weiterer Einnahme ihrer bisherigen vorbeugenden Medikation. Ein weiterer Patient wurde unter fortgesetzter Gabe von Verapamil schmerzfrei. Versuche das Verapamil auf weniger als 240mg/Tag zu reduzieren, führten bei diesem Patienten zu einer Wiederkehr der Attacken. Drei Monate nach der ersten Injektion kehrten die Attacken verstärkt wieder und die Behandlung mit Botulinumtoxin Typ A wurde wiederholt, was zu einer zweiwöchigen Schmerzfreiheit führte. Danach wurde das Verapamil auf 600mg/Tag erhöht und die Attacken verschwanden.

Ein anderer Patient erlebte eine sechswöchige Verbesserung der Attackenintensität von 10 auf 5 (VAS 1-10), eine Reduzierung der Attackenfrequenz von 4-6/Tag auf eine Attacke pro Tag und eine bessere Reaktion auf Sauerstoff zur Akutbehandlung. Nach dem Absetzen von Valproinsäure wegen Nebenwirkungen und von Lithium kehrten die Attacken sechs Wochen nach der Injektion wieder, so dass das Lithium neu gestartet wurde. Nach weiteren 4 Wochen erreichten die Attacken das Niveau wie vor der Behandlung mit Botulinumtoxin. Sieben Monate nach der ersten Injektion wurde eine weitere Behandlung mit Botulinumtoxin Typ A durchgeführt, der Erfolg war für eine Dauer von zehn Wochen mit dem der ersten Behandlung vergleichbar.

Der dritte Proband, bei dem eine Verbesserung erzielt wurde, erfuhr eine Reduzierung der VAS Schmerzstärke von 8 auf 3 und eine Reduzierung der Frequenz der Attacken von 1-2/Tag auf 0,5-1/Tag und eine bessere Reaktion auf Sauerstoff für einen Zeitraum von 10 Wochen. Eine Wiederholung der Injektionen zehn Monate nach der ersten Behandlung war bei diesem Patienten erfolglos.

Siehe auch

Literatur

  • Lampl C, Rudolph M, Bräutigam E (June 2018). "OnabotulinumtoxinA in the treatment of refractory chronic cluster headache". J Headache Pain 19 (1): 45. doi:10.1186/s10194-018-0874-y. PMID 29915913.  - Free full text.
  • Ailani, J.; Young, WB. (Apr 2009). "The role of nerve blocks and botulinum toxin injections in the management of cluster headaches.". Curr Pain Headache Rep 13 (2): 164-7. doi:10.1007/s11916-009-0028-7. PMID 19272284. 
  • Ramdas S, Prasad M, Abu-Arafeh I.: Abstract 389 - Headache and BOTOX®: a case report of hemicrania continua responsive to botulinum toxin type-A. In: "Abstracts of the 2nd European Headache and Migraine Trust International Congress (EHMTIC). October 28-31, 2010. Nice, France". J Headache Pain. 2010; 11(Suppl 1): S94–95. DOI
  • Edwards K, DePalma T, Rosenthal B.: Chronic Cluster and Associated Hemifacial Spasm of Fifiteen Years Duration Releaved with Botulinum Toxin Type A. Poster S28 in Program Abstracts, 50th Annual Scientific Meeting, American Headache Society 2008; Headache. 48 (s1): 51. DOI
  • Teramoto J.: Outstanding efficacy of botulinum toxin A for cluster headaches. In: Abstracts of the XII Congress of the International Headache Society/IHC 2005 Kyoto. Poster Presentations. Cephalalgia. 2005; 25(10): 991. DOI
  • Robbins L.: Botulinum toxin A for cluster headaches: 6 cases. Cephalalgia. 2001, 21: 499–500. DOI
  • Göbel, H.; Heinze, A.; Heinze-Kuhn, K.; Austermann, K. (Apr 2001). "Botulinum toxin A in the treatment of headache syndromes and pericranial pain syndromes.". Pain 91 (3): 195-9. PMID 11275374.  URL PDF
  • Freund BJ, Schwartz M.: The use of Botulinum toxin-A in the treatment of refractory cluster headache: case reports. Cephalalgia. 2000, 20(4): 325–331. DOI
  • Smuts JA, Barnard PWA.: Botulinum toxin type A in the treatment of headache syndromes: a clinical report of 79 patients. Cephalalgia. 2000; 20(4): 332. DOI
  • Ginies PR, Fraimout JL, Kong A, Siou D, Chevallier J, Mann C, Colson P.: Treatment of cluster headache by subcutaneous injection of botulinum toxin. 8th World Congress on Pain, 1996. Poster presentation: 50.

Externe Links

Einzelnachweise

  1. Sostak, P.; Krause, P.; Förderreuther, S.; Reinisch, V.; Straube, A. (Sep 2007). "Botulinum toxin type-A therapy in cluster headache: an open study.". J Headache Pain 8 (4): 236-41. doi:10.1007/s10194-007-0400-0. PMID 17901920.  PMC 3451674
  2. May A, Leone M, Áfra J, Linde M, Sándor PS, Evers S, Goadsby PJ.: EFNS guidelines on the treatment of cluster headache and other trigeminalautonomic cephalalgias. European Journal of Neurology. 2006; 13: 1066–1077. PMID 16987158, PDF-Datei DOI
  3. Leitlinie "Clusterkopfschmerz und trigeminoautonome Kopfschmerzen". Herausgegeben von der Kommission Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie, der Schweizerischen Neurologischen Gesellschaft und dem Berufsverband deutscher Neurologen. Stand: 14.05.2015, gültig bis 13.05.2020. - Online bei der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
  4. Matharu, M. (2010). "Cluster headache.". Clin Evid (Online) 2010. PMID 21718584.  PMC 2907610 (Free full text)
  5. Pressemitteilung der DGN vom 18.06.2012