Bericht Christiane

Liebe Clusterkopfschmerz-Geplagte,

[...] Von November 2003 bis Mai 2008 war ich eine von Euch, habe all das durchgemacht, was in den schrecklichen Erfahrungsberichten zu lesen ist, habe vergebens all das probiert, was mir von den Clusterkopfschmerzkoryphäen, Neurologen, Schmerztherapeuten nahegelegt wurde.

Heute geht es mir gut. Und daher möchte ich meine Geschichte aufschreiben, weil sie vielleicht dem einen oder andern helfen kann.

Es geht mir gut, weil ich nicht aufgegeben habe mit der Suche, und weil die Medizin in den Jahren Fortschritte in der Erkenntnis gemacht hat – und zwar auf dem interdisziplinären Sektor.

Die klassische Schulmedizin mit all ihren Medikamenten konnte mir nicht helfen. Selbst erfahrene Schmerztherapeuten sagten mir, damit müsse ich nun leben; die letzte, und einzige Lösung sei möglicherweise ein Eingriff ins Gehirn. Von Dr. Pfaffenrath, Clusterkopfschmerzspezialist in München, bekam ich den Rat, es auf keinen Fall mit „alternativen Methoden“ zu versuchen, das habe keinen Zweck. Den Hinweis auf meine begleitenden Nacken- und Rückenschmerzen kommentierte er mit „Das hat nichts miteinander zu tun, das sind Äpfel und Birnen.“

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Viele Versuche mit alternativen Methoden schlugen tatsächlich fehl, doch ab Mai 2008 kam ich dem Übel auf die Spur. Zunächst mit Hilfe von Dr. Rainer Thiele, Chiropraktor und Osteopath in München, der mir eine schwere Hüftschiefstellung konstatierte, aus der auch eine Schiefstellung der Hals- und Brustwirbel resultierte – von dort nahmen die Schmerzen ihrem Ursprung, wie wir feststellten. Nach wenigen Behandlungen verschwanden die vernichtenden Clusterattacken; was blieb, waren anhaltende, aber sehr viel leichtere Gesichtsschmerzen, manchmal von leichten Attacken durchkreuzt, die nur noch entfernt an die Clusterqualen erinnerten.

Gerettet hat mich letztlich dann der Besuch bei Dr. Artur Balogh in Illschwang in der Oberpfalz. Er ist Allgemeinmediziner, also auch Kenner der Schulmedizin, und darüber hinaus Osteopath und – was der Knackpunkt ist – mit dem Phänomen der Muskeltriggerpunkte vertraut. Also interdisziplinär versiert. In (mittlerweile) drei ausführlichen Sitzungen ging er den Brandherden nach und konnte meine Problempunkte (Trigger) sowie sämtliche Schmerzen ausräumen. Ich sprach ihn darauf an, dass ich anfangs eindeutig die Diagnose Clusterkopfschmerz bekommen hatte, und ob das miteinander zusammenhängen könne. Er bejahte: Das sei mittlerweile – zumindest in seiner Disziplin – bekannt, dass Clusterkopfschmerz mit diesen Triggerpunkten zusammenhinge; sehr oft ursächlich vom Brustwirbel ausgehend. Unter seinen Patienten seien zehn (mit mir nun elf) Clusterkopfschmerzpatienten gewesen. Neun davon seien inzwischen schmerzfrei; beim zehnten sei die Suche etwas langwieriger.

Ich hoffe – wie auch Dr. Balogh - sehr, dass die Disziplinen in Zukunft mehr miteinander kommunizieren, im Kampf gegen eines der schlimmsten Leiden, die es auf dieser Welt gibt.

Liebe Clusterkopfschmerz-Geplagte: Lasst Euch auf keinen Fall einreden, dass es „keine Ursache“ für die Schmerzen gibt (wie bei mir geschehen)!

Gebt nie die Hoffnung und die Suche auf!

Mit geht es wieder gut, ich bin (so gut wie) schmerzfrei und brauche keine Medikamente mehr. Die einzigen verbleibenden Rest-Schmerzen sind manchmal ein leichtes Ziehen in den Stellen, wo früher der Cluster tobte. Und dann helfen mir gezielte Übungen.

Ich wünsche Euch alles erdenklich Gute. Dass Ihr die Hoffnung nicht verliert. Und vor allem, dass Euch der Schmerz eines Tages verlässt. So wie mich.

Alles Gute

Christiane Neukirch


Frage: Wurden Ihre Triggerpunkte manuell oder mit Stoßwellen oder mit Injektionen behandelt?

Die Behandlung war manuell; ich hatte aber auch schon die Adresse eines Therapeuten in der Tasche, der mit Injektionen behandelt. Die manuelle Behandlung hatte in meinem Fall den Vorteil, dass ja nicht nur die Triggerpunkte angegangen werden, sondern auch die betreffenden Muskeln wieder in ihre ursprüngliche Form gebracht werden (teilweise mittels Dehnung; Übungen gibt es auch). Und so wurde die verschobene Statik allmählich wiederhergestellt, so dass die Belastung auf den Muskelsträngen in dem betroffenen Gesichtsbereich verschwindet. Soweit ich die Erklärung des behandelnden Therapeuten wiedergeben kann, bewirken gewisse Triggerpunkte, also verhärtete Muskelknoten im Hals- und Nackenbereich letztlich den starken Zug auf die Gesichtsmuskeln an Schläfe, Augenbraue usw., die die Schmerzen verursachen. Das sei, so der Arzt, wie wenn einem die Knochenhaut vom Schädel gerissen wird, daher die starken Attacken.

Frage: Löste der Druck auf die Triggerpunkte bei Ihnen Attacken oder Schmerzen in dem Bereich aus, in dem sonst die Cluster-Kopfschmerzen sind?

Bei mir gab es Punkte, wo bei der Behandlung durchaus spürbar war, dass sie in die Regionen ausstrahlten, wo früher der Cluster saß. Aber bei weitem nicht alle; viele sind ja sozusagen über Ecken miteinander "verlinkt".

Auch bei mir spielte übrigens unter anderem eine Hüftschiefstellung eine Rolle. Eigentlich müsste eine Behandlung ja gerade bewirken, dass die Statik wieder in Ordnung kommt und sämtliche Rückenverspannungen verschwinden. Es ist wohl das Schwierigste, den Therapeuten zu finden, der das beherrscht - meine Suche dauerte auch sechs Jahre, bis die perfekte Lösung gefunden war. Aber es gibt zum Glück inzwischen Therapeuten, und das ist die gute Nachricht.

Mit freundlicher Genehmigung von Christiane Neukirch.


Erfahrungsberichte geben die persönliche Meinung der jeweiligen Autoren wieder. Sie enthalten Fakten, aber auch subjektive Eindrücke. Erfahrungsberichte anderer Autoren bitte nicht editieren, auch wenn diese ggf. nicht namentlich gekennzeichnet sind.

Literaturhinweise

  • Robbins MS, Kuruvilla D, Blumenfeld A, Charleston L, Sorrell M, Robertson CE, Grosberg BM, Bender SD, Napchan U, Ashkenazi A (August 2014). "Trigger Point Injections for Headache Disorders: Expert Consensus Methodology and Narrative Review". Headache. doi:10.1111/head.12442. PMID 25168295. 
  • Calandre, EP.; Hidalgo, J.; Garcia-Leiva, JM.; Rico-Villademoros, F.; Delgado-Rodriguez, A. (2008). "Myofascial trigger points in cluster headache patients: a case series.". Head Face Med 4: 32. doi:10.1186/1746-160X-4-32. PMID 19116034.  - Free full text.

Nach diesem Bericht wurden bei zwölf Cluster-Kopfschmerzpatienten Triggerpunkte gefunden, die auf Druck einen der spontanen Cluster-Attacke ähnlichen Schmerz auslösten. Mit der Injektion von Betäubungsmittel in diese Triggerpunkte konnten Cluster-Attacken beendet werden. Die regelmäßige Injektion der bei den Patienten individuell verschiedenen Triggerpunkte mit einem Betäubungsmittel führte bei ca. 80% der Patienten zu einer Remission. Acht der zwölf Patienten waren dabei vom chronischen Cluster-Kopfschmerz Betroffene, bei denen die meisten der üblichen vorbeugenden Medikamente zuvor keine Wirkung gezeigt hatten.

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